Jährlich trinken Österreicherinnen und Österreicher etwa 145 Liter Kaffee. Ob in der Früh als Wachmacher, Zwischendurch als Energie-Kick oder als aromatisches Getränk gegen den Durst: Der Kaffee hat bei uns einen ganz besonderen Stellenwert und ist österreichweit das beliebteste Heißgetränk. Doch wie gesund und wie viel Energie liefert er tatsächlich? Die breite Öffentlichkeit geht davon aus, dass der regelmäßige Konsum von Kaffee schädlich für den menschlichen Körper ist. Zahlreiche Studien zeigen hingegen eine gesundheitsfördernde Wirkung von Kaffee.

Kaffee wirkt positiv auf das Langzeitgedächtnis

Das Forscherteam, rund um Michael Yassa an der Johns Hopkins University, fand in einer Studie mit 160 Probanden heraus, dass sich der Konsum von Koffein positiv auf das Gedächtnis auswirkt. Den Probanden wurden mehrere Bilder gezeigt – anschließend teilte man sie in zwei Gruppen: Eine Gruppe bekam Koffein-Tabletten mit á 200mg, während die andere Gruppe Placebos erhielt. Am nächsten Tag bekamen die Probanden eine Bilderserie, mit teils neuen und ähnlichen Motiven, vorgezeigt und mussten jene Bilder identifizieren, die sie bereits am Vortag sahen. Probanden aus der Koffein-Gruppe erkannten wesentlich mehr Motive vom Vortag und konnten vor allem ähnlich aussehende Bilder unterscheiden. Personen der Placebo-Gruppe hingegen hatten insbesondere mit der Unterscheidung ähnlicher Bilder große Schwierigkeiten. Es braucht eine höhere Gehirnleistung, um zwei beinahe idente Motive voneinander unterscheiden zu können. Durch den Koffeinkonsum direkt nach der Konzentrationsphase, konnte die Gedächtnisleistung gestärkt werden, so die Forscher. Jedoch lässt sich die Gehirnleistung nicht stetig durch weiteren Kaffeekonsum anheben, wie andere Studien zeigen. Ebenso kritisch hinterfragt gehört in diesem Fall der Gewöhnungseffekt. Immerhin wurde die Studie von M. Yassa und seinem Team mit Personen, die keinen regelmäßigen Kaffeekonsum gewohnt sind, durchgeführt.

Mit Kaffee zum Abnehmerfolg

Laut einer 2016 veröffentlichten Studie an der Universität Hannover unterstützt Kaffee beim Abnehmen sowie dabei das erzielte Gewicht zu halten. Die rund 500 für die Studie herangezogenen Personen wiesen einen höheren Kaffeekonsum, als die Kontrollgruppe von mehr als 2.100 Personen einer Deutschen Bevölkerungsstichprobe, auf. So konnten jene Personen ihr Gewicht reduzieren und dieses erfolgreich halten. Jedoch ist das Kaffeekonsum nicht vorrangig für das Abnehmen verantwortlich und ersetzt weder Sport, noch eine ausgewogene Ernährung, so Marcel Ott, Personal Trainer und Sporttherapeut.

Geringes Krebs(rückfall)risiko durch Kaffeekonsum

Grundsätzlich liegt das Rückfallrisiko bei Darmkrebs bei etwa 35% innerhalb der nächsten fünf Jahre, so Charles Fuchs, Studienautor folgender Studie des Dana-Farber Krebszentrums in Boston. Diese zeigt ein 42% geringeres Rückfallrisiko von behandelten Darmkrebspatienten bei regelmäßigem Kaffeekonsum. Zumindest vier Tassen Kaffee sollten es täglich sein, um dem Rückfall entgegenzuwirken. Bei nur zwei bis drei Kaffeetassen täglich, konnten die Forscher nur einen sehr geringen Effekt erkennen. Eindeutig dafür verantwortlich ist das in Kaffee enthaltene Koffein, wobei der genaue Mechanismus erst in Folgestudien geklärt werden muss. Außerdem: Eine Studie an der Yale School of Public Health kommt zur Conclusio, dass rund vier Kaffeetassen täglich das Hautkrebsrisiko um etwa 20% verringern.

Kaffee: Bewusst, schwarz & ohne Zucker

Der Kaffeekonsum ist bei weitem nicht so schädlich, wie die letzten Jahrzehnte medial verbreitet wurde. Zahlreiche Studien zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen koffeinhaltigen Kaffee und einem verbesserten Gesundheitszustand, beispielsweise in Bezug auf das Krebsrisiko sowie auf die Niere. Nichts desto trotz sollte der Kaffeekonsum bewusst vonstatten gehen, so Marcel Ott. Vor allem sollte Kaffee rein schwarz, also ohne Milch und ohne Zucker, konsumiert werden. Ob zwei, vier oder sechs Tassen täglich getrunken werden, sollte jeder an seine eigenen Bedürfnisse anpassen. Zudem hat der Kaffeekonsum nicht nur positive Seiten, sondern auch einige Nachteile für den menschlichen Körper – beispielsweise für er zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Mit den Schattenseiten des Kaffees werden wir uns im nächsten Artikel beschäftigen.

Anmerkung: Bei den herangezogenen Studien handelt es sich um wissenschaftliche Beobachtungen. Deshalb werden jene Erkenntnisse nicht von Ärzten berücksichtigt und Rezepte wie „Trinken Sie 3 Tassen Kaffee täglich“ verordnet. Bei medizinischen Produkten hingegen handelt es sich um Studien, die eine reproduzierbare Ursache-Wirkung-Beziehung erforschen.

Quellen:
Borota, D., Murray, E., Keceli, G., Chang, A., Watabe, J.M., Ly, M., Toscano, J.P. & Yassa, M.A. (2014): Post-study caffeine administration enhances memory consolidation in humans. Nature Neuroscience, Vol. 17,pp.. 201-203.
Icken, D., Feller, S., Engeli, S., Mayr, A., Müller, A., Hilbert, A. & de Zwaan, M. (2016): Caffeine intake is related to successful weight loss maintenance. European Journal of Clinical Nutrition, Vol. 70, pp. 532-534.
Loftfield, E., Freedman, N.D., Graubard, B.I., Hollenbeck, A.R., Shebl, F.M., Mayne, S.T. & Sinha, R. (2015): Coffee Drinking and Cutanous Melanoma Risk in the NIH-AARP Diet and Health Study. Journal of the National Cancer Institute, Vol. 107 (2).
Fuchs, C.S. et al. (2015): Coffee Intake, Recurrence and Mortality in Stage III Colon Cancer. Journal of Clinical Oncology, Vol. 33 (31), pp. 3598-3607.